Analysenspektrum Molekulargenetik

Waardenburg-Syndrom – Paneldiagnostik

OMIM: 193500, 193510, 608890, 613265, 277580, 611584
Diagnostik:

Sequenzierung und CNV: PAX3, MITF, SNAI2, EDN3, EDNRB, SOX10

Material:

2 ml EDTA-Blut

Analysezeit: 6-8 Wochen
Formulare:  

Das Waardenburg-Syndrom ist ein Fehlbildungssyndrom, das genetisch und klinisch heterogen ist. Typische Anzeichen sind kongenitale Innenohrtaubheit oder hochgradige Innenohrschwerhörigkeit, Fehlbildungen (v.a. faziale Charakteristika) und Pigmentstörungen der Augen, der Haut und der Haare (Leuzismus).

Das auffälligste Symptom des Waardenburg-Syndroms ist die Pigmentstörung, die sich vor allem in einer farblosen, weiß-erscheinenden Stirnlocke, unterschiedlichen Augenfarben (Iris-Heterochromie) und beim Waardenburg-Syndrom Typ I in einem Pigmentmangel der Haut (Weißfleckenkrankheit, synonym: Vitiligo), v.a. an Händen, Hals, Gesicht und Anogenitalgegend, widerspiegelt. Die Waardenburg-Syndrome machen etwa 2 % Prozent der Fälle von angeborener Schwerhörigkeit aus.

Es werden vier Haupttypen des Waardenburg-Syndroms unterschieden. Mit Ausnahme von Typ 4, der in der Regel autosomal rezessiv vererbt wird, aber auch autosomal dominant werden kann, liegt bei den übrigen Typen 1-3 ein autosomal dominanter Erbgang vor.

Waardenburg-Syndrom Typ I bis 4

Typ I: Dystopia canthorum (Lateralverlagerung des inneren Augenwinkels und der Tränenpunkte, dadurch verkürzte Lidspalte), Pigmentstörungen, Vitiligo (Weißfleckenkrankheit, Leukodermie verschiedener Hautareale), weiße Stirnlocke, Iris-Heterochromie, Iris-Hypoplasie, uni-/bilaterale kongenitale Innenohrschwerhörigkeit, Gesichtsdysmorphie, breite, hohe Nasenwurzel, breiter Nasenrücken (PAX3-Gen, 2q35)

Typ II: phänotypische Ausprägung wie Typ-I, jedoch keine Dystopia canthorum

Typ III: Synonym: Klein-Waardenburg-Syndrom, zeigt zusätzlich zu den Typ-I Kriterien Fehlbildungen der oberen Extremitäten (Syndaktylien, Synostosen der Carpalia) (PAX3-Gen, 2q35)

Typ IV: Synonym: Waardenburg-Shah-Syndrom, Differenzierungsstörung enterischer Neurone mit konsekutiver Ausprägung eines Morbus Hirschsprung (kongenitaler Megakolon). Der Verlauf dieses Erkrankungsbildes ist häufig letal. (EDN3, 20q13.2-q13.3; EDNRB, 13q22; SOX10, 22q13.1)

Die Behandlung erfolgt v.a. durch Versorgung der Patienten mit einer geigneten Hörhilfe und geeignete Föderprogramme zur Spracherlernung. Beim Typ 4 muss der häufig auftretende Morbus Hirschsprung mit behandelt werden.

Verursacht werden die Waardenburg-Syndrome durch Mutationen in mindestens 6 Genen. PAX3 (2q35), MITF (3p14.1-p13), SNAI2 (19q13.32), EDN3 (20q13.2-q13.3), EDNRB (13q22),  SOX10 (22q13.1).

Indikation:

  • Verdacht auf Vorliegen einer hereditären Hörstörung
  • Patienten mit klinischen Anzeichen eines Waardenburg-Syndroms (siehe Tabelle)
  • familiäres Vorkommen

Eine frühzeitige diagnostische Absicherung empfiehlt sich zur Prävention und zur Therapie von betroffenen Genträgern.

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