Analysenspektrum Molekulargenetik

Morbus Hirschsprung (RET)

OMIM: 142623
Diagnostik:

Sequenzierung und CNV: RET

Material:

2 ml EDTA-Blut

Analysezeit: 3-4 Wochen
Formulare:  

Morbus Hirschsprung (Hirschsprung-Krankheit) ist eine der häufigsten Fehlbildungen des Darmtraktes, die durch eine fehlerhafte Innervierung des Darms charakterisiert ist. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Durch das Fehlen der Nervenganglien in Segmenten des Dickdarms (Aganglionose) kommt es zu einer spastischen Verengung des betroffenen Darmabschnittes. Diese Verengung führt zur Dilatation der prästenotischen Dickdarmareale, die im Röntgenbild als Megakolon imponieren.

Häufig kommt es zum Verschluß des Enddarms (Megacolon congenitum), zum Mekoniumileus (oft verzögerter Abgang des „Kindspechs“ bzw. des „Mekoniums“ nach mehr als 24-48 Stunden) oder zu schwerer, chronischer Obstipation, Erbrechen, Diarrhoen und abdominellen Schmerzen. Die Kinder fallen durch einen stark aufgeblähten Bauch oder eine Gedeihstörung auf. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Darmperforationen und für bakterielle Infektionen (schwere nekrotisierende Enterokolitis ggf. mit Sepsis; toxisches Megacolon). In ca. 75-80% der Fälle ist nur das letzte Drittel des Dickdarms betroffen (Sigma und Rektum), selten erstreckt sich die Agangliose vom Rektum aus über den gesamten Dickdarm, sehr selten bis in den Dünndarm.

Auf Grund der möglichen lebensbedohlichen Komplikationen ist differentialdiagnostisch bei allen Neugeborenen mit Verdacht auf Morbus Hirschsprung und bei allen Kindern und Erwachsenen mit chronischer Obstipation eine umfassende diagnostische Abklärung zu empfehlen.

 

Die Erkrankung kann familiär oder sporadisch auftreten. Als genetische Ursache für die Fälle mit isoliertem Auftreten des Morbus Hirschsprung sind Mutationen in mindestens 6 verschiedenen Genen beschrieben. In etwa der Hälfte der familiären und 20 Prozent der sporadischen Fälle wird der Morbus Hirschsprung verursacht durch Mutationen im RET-Gen. Das RET-Gen kartiert auf Chromosom 10q11.2, und kodiert einen transmembranen Tyrosinkinaserezeptor. Der Erbgang ist autosomal dominant, die phänotypische Ausprägung variabel und die Penetranz  mit ca. 50-70% vermindert (dies bedeutet, nicht alle Mutationsträger erkranken). Neben dem RET-Gen sind weitere Suszeptibilitäts-Gene (GDNF, EDNRB, EDN3, SOX10) bekannt. Mutationen im RET-Gen sind auch beschrieben bei der Multiplen endokrinen Neoplasie Typ 2 (MEN2) oder dem familiären medullären Schilddrüsenkarzinom (FMTC). Mutationen im RET-Gen mit Funktionsverlust (loss of function) verursachen die familiäre Form des Morbus Hirschsprung, bestimmte aktivierende Mutationen (gain of function) die MEN2 oder FMTC.

Therapie

Um lebensbedrohliche Komplikationen wie Sepsis und Peritonitis zu verhindern, muss eine frühzeitige Therapie angestrebt werden. Die Behandlung des Morbus Hirschsprung ist chirurgisch und besteht in der Resektion des aganglionären Segmentes.

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