OMIM: | 600791, 274600 |
Diagnostik: | Sequenzierung und CNV: SLC26A4, FOXI1, KCNJ10 |
Material: | 2 ml EDTA-Blut |
Analysezeit: | 6-8 Wochen |
Formulare: |
Das Pendred-Syndrom ist eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung, die klinisch durch Schwerhörigkeit und Struma (Vergrößerung der Schilddrüse) gekennzeichnet ist.
Die Schwerhörigkeit tritt zumeist bilateral auf und ist schon im Säuglingsalter auffällig. Häufig kommt eine Pathologie der Schilddrüse mit Struma und Hypothyreose hinzu. Selten treten Fehlbildungen des Innenohrs (erweiterter vestibulärer Aquädukt und hypoplastische Cochlea) auf, die mittels Computertomografie (CT) und/oder Magnetresonanz-Bildgebung (MRI) erkannt werden können. Die Prävalenz ist nicht bekannt, das Pendred-Syndrom ist aber für etwa 7-8% der angeborenen Schwerhörigkeit verantwortlich.
Die phänotypische Ausprägung des Pendred-Syndroms ist sowohl für das klinische Leitsymptom der Hörstörung, aber auch für das Manifestationsalter und die Ausprägung der euthyreoten Struma zwischen den Familien und auch innerhalb einer Familie außerordentlich variabel. Oft werden die Hörstörungen von Schwindel begleitet oder eingeleitet. Bei Patienten mit schwereren Innenrohranomalien wird häufiger ein fortschreitender Hörverlust beobachtet. Die Struma bildet sich in der Regel im späten Kindes- oder frühen Erwachsenenalter und ist Folge eines Jod-Transportdefektes. Bei länger andauerndem Jodmangel kann sich eine Hypothyreose entwickeln.
Die Prognose wird durch den Hörverlust bestimmt. Patienten mit Pendred-Syndrom können einen fortschreitenden Hörverlust erleiden, im Einzelnen kann dieser aber nicht vorausgesagt werden. Die Behandlung erfolgt symptomatisch v.a. durch jährliche Audiogramme, Versorgung der Pendred-Patienten mit einer geigneten Hörhilfe gleich nach der Diagnose bzw. Cochlea-Implantaten, regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenfunktion (Serumkonzentrationen von TSH (erhöht) und freiem Thyroxin (erniedrigt)) und eine besondere Förderung der Betroffenen in Bezug auf die Hör- und Sprachentwicklung.
Verursacht wird das Pendred-Syndrom durch Mutationen in mindestens 3 Genen. SLC26A4 (7q31), FOXI1 (5q34), KCNJ10 (1q23.2). Bei ca. 50% der Patienten lassen sich Mutationen im SLC26A4-Gen nachweisen. Deutlich seltener (< 1%) finden sich doppelt-heterozygote Mutationen in den Genen SLC26A4 und FOXI1 oder in den Genen SLC26A4 und KCNJ10.
Indikation:
- Verdacht auf Vorliegen einer hereditären Hörstörung
- Fehlbildungen des Innenohrs
- Struma/Hypothyreose unklarer Ätiologie
- familiäres Vorkommen
Eine frühzeitige diagnostische Absicherung empfiehlt sich zur Prävention und zur Therapie von betroffenen Genträgern.