Analysenspektrum Molekulargenetik

Beckwith-Wiedemann-Syndrom (BWS)

OMIM: 130650
Diagnostik:

Stufe 1: methylierungssensitive MLPA (MS-MLPA)
Stufe 2: Sequenzierung CDKN1C

Material:

2 ml EDTA-Blut
für pränatale Diagnostik Fruchtwasser oder Chorionzottenbiopsie

Analysezeit: Stufe 1: 1-2 Wochen; Stufe 2: 2 Wochen
Formulare:  

Die Hauptsymptome des Beckwith-Wiedemann-Syndroms (BWS) sind die vergrößerte Zunge, der Nabelbruch, ein beschleunigtes z.T. asymmetrisches Wachstum, eine Vergrößerung der inneren Organe. Die erhöhte Körpergröße und Vergrößerung der Zunge sind in ca. 50 % der Fälle bei Geburt vorhanden, können sich jedoch auch erst nach der Geburt entwickeln.

Das beschleunigte Wachstum normalisiert sich meist ab dem 7./8.Lebensjahr, so dass die Erwachsenengröße in der Regel normal ist. Es besteht pränatal häufig ein Polyhydramnion, die Plazenta ist oft ausgesprochen groß und die Nabelschnur ist sehr lang. Es kommt häufiger zur Frühgeburtlichkeit. In der Neugeborenenperiode kann es durch eine Kardiomyopathie und wiederkehrende Hypoglykämien (z.T. auch erst nach dem 1. Lebensmonat) zu Komplikationen kommen. Die große Zunge kann zu Schwierigkeiten beim Schlucken, Atmen oder Sprechen führen. Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse oder eine Nephrokalzinose werden beschrieben.

Es besteht vor allem im Kindesalter ein erhöhtes Risiko für embryonale Tumore wie z.B. einen Wilmstumor, ein Hepatoblastom, Neuroblastom oder Rhabdomyosarkom. Etwa 10 % der Kinder mit BWS werden einen solchen Tumor entwickeln. Ältere Kinder oder Erwachsene mit BWS haben selten medizinische Probleme, so dass die Entwicklungsprognose nach dem Kindesalter gut ist. Eine geistige Behinderung tritt beim BWS nicht auf, es sei denn als Folgekomplikation nach einer Geburtskomplikation oder infolge einer nicht erkannten Hypoglykämie.

Bei ungefähr 80% der Patienten lassen sich genetische Veränderungen finden, die die chromosomale Region 11p15 betreffen. Etwa 60% dieser Patienten mit BWS haben einen Methylierungsdefekt in der ICR2-Region; für diese Patienten besteht keine relevante Risikoerhöhung für einen Wilms-Tumor, wohl aber für andere embryonale Tumore. Andere genetische Ursachen sind eine uniparentale Disomie (5%), Mutationen im CDKN1C-Gen (10%) oder Methylierungsstörungen in der ICR1-Region (ca. 5%).  In 85 % der Fälle tritt ein Beckwith-Wiedemann-Syndrom sporadisch auf, d.h. einmalig in einer Familie.

 

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