Analysenspektrum Cytogenetik

Wolf-Hirschhorn-Syndrom

OMIM: 194190
Diagnostik:

Metaphasen FISH mit Sonden spezifisch für die Loci der Mikrodeletionen; Lokalisation: 4p16.3
ggf. Array-CGH

Material:

Metaphasechromosomen aus Lymphocytensuspensionen,
sowie aus kultivierten und präparierten Amnionzellen,
Chorionzotten oder Abortmaterial

Analysezeit: i: d. R. im Rahmen einer Chromosomenanalyse innerhalb von 21 bzw. 28 Tagen
Formulare:  

Das Wolf-Hirschhorn-Syndrom ist gekennzeichnet durch eine bereits pränatal auftretende Wachstumsretardierung und eine Microzephalie. Kinder mit einem Wolf-Hirschhorn-Syndrom zeigen eine ausgeprägte Verzögerung der mentalen und körperlichen Entwicklung. Es zeigen sich typische Gesichtsmerkmale u. a. ein Hypertelorismus und häufig beschrieben, Lippen- oder Gaumenspalten. Weitere fakultativ auftretende Symptome sind u. a. Herzfehler, Hypospadie bei männlichem Geschlecht und Nierenanomalien. Ca. 80% der Patienten weisen Krampfanfälle oder Anomalien im EEG auf. Die Häufigkeit liegt bei 1:50000.

Bei dem Wolf-Hirschhorn-Syndrom handelt es sich um ein „contiguous gene deletion syndrome“, das mit  einer hemizygoten Deletion der chromosomalen Region 4p16.3 assoziiert ist. Die Ausprägung des Phänotyps scheint mit der Größe der Deletion in 4p zu korrelieren (Sheth et al, 2012): Kleinere Deletionen bis zu 3,5 MB sind mit einem milden Phänotyp ohne schwere Fehlbildungen assoziiert. Deletionen von 5 bis 18 MB stellen den am häufigsten detektierten Deletionsbereich dar und sind mit dem klassischen Wolf-Hirschhorn-Phänotyp verbunden. Sehr große Deletionen von 22 bis 25 MB sind ursächlich für eine schwere Ausprägung der Symptome (Zollino et al., 2003). Als kritische Regionen wurden die Regionen WHSCR1 und WHSCR2 definiert, mit denen zwei der Hauptmerkmale (Entwicklungsverzögerung und Auffälligkeiten des Gesichts) assoziiert sind (Izumi et al., 2010). Das Auftreten einer Wolf-Hirschorn-Symptomatik assoziiert mit einem Mosaikstatus ist in der internationalen Literatur beschrieben (Fryns et al, 1998; Shimizu et al 2014; Sukarova-Angelovska et al 2014).

Die Deletionen in 4p sind nicht immer mittels konventioneller Zytogenetik sichtbar, weshalb bei Verdacht auf WHS eine FISH-Analyse mit einer DNA-Sonde aus der kritischen Region 4p16.3 (DNA-Sonde: WHS /CEP 4) durchgeführt wird. Mikrodeletionen in flankierende Regionen und Punktmutationen können mit dieser Sonde nicht nachgewiesen werden.

Zur genaueren Charakterisierung einer hier vorliegenden Deletion kann eine zusätzliche MLPA- und ggf. eine Array-CGH-Untersuchung erwogen werden.

Weitere Informationen zu Mikrodeletions-Syndromen finden Sie hier.

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